Gesundheitliche Gefahren von Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfern

Snap_2013.06.16_10h10m23s_069„Wie gefährlich sind Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfer?

In der Türkei setzt die Polizei Wasserwerfer, Tränengas und Pfefferspray gegen regierungskritische Demonstranten ein. Die chemischen Reizgase bergen ernsthafte Gesundheitsgefahren. Was Tränengas ist und was in Wasserwerfern steckt.
Tränengas ist ein chemischer Reizstoff, der auf Augen und Atemwege wirkt. Sein Name ist irreführend, denn Tränengas ist genau genommen kein Gas, sondern ein Aerosol – eine Mischung aus gasförmigen und festen Bestandteilen. Während früher häufig Bromaceton in Tränengas Verwendung fand, setzen die Hersteller heute wegen der gesundheitsgefährdenden Wirkung nicht mehr auf diese Verbindung. Stattdessen heißen die Wirkstoffe heute Chloracetophenon oder 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril (CS). Doch auch sie bergen Gesundheitsrisiken.Tränengas reizt die Nerven der Hornhaut im Auge und greift Schleimhäute an, etwa die der Atemwege. Die Folgen reichen je nach Menge und Konzentration der Chemikalie von juckender Haut, tränenden Augen, Husten- und Würgereiz bis zu ernsthaften Lungenerkrankungen und zum Tod. Einige Hinweise deuten an, dass das Gas auch Herz und Leber schädigen kann. Menschen mit Atemwegserkrankungen oder Allergien können besonders empfindlich reagieren.

Einen wirksamen Schutz gegen das Reizgas bilden Atemmasken. Wer die Chemikalie abbekommen hat, kann nur abwarten, bis die Symptome abklingen und die Augen mit klarem Wasser ausspülen, sagt Jan Hengstler, Professor für Systemtoxikologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund.

Tränengas darf legal eingesetzt werden – auch in Deutschland

Nach dem Chemiewaffenübereinkommen der Vereinten Nationen von 1992 dürfen Polizeikräfte Tränengas zur „Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung“ und „innerstaatlichen Bekämpfung von Unruhen“ einsetzen – das ist in der Türkei legal, aber auch in Deutschland.

Einsatz von Pfefferspray ist bedenklichSnap_2013.06.16_21h09m15s_132

In Berichten über die Konflikte in der Türkei ist auch vom Gebrauch von Pfefferspray die Rede. Dieses sei keinesfalls unbedenklich, sagt Toxikologe Hengstler. Der Wirkstoff im Pfefferspray ist Capsaicin, ein Extrakt aus Chilipflanzen. Es verursacht ein schmerzhaftes Brennen in Augen und Atemwegen. Die Wirkung würde – ebenso wie bei Tränengas – in der Regel nach einer oder mehreren Stunden abklingen, sagt Hengstler. Manchmal blieben Hornhautentzündungen jedoch auch über Wochen oder Monate bestehen.WSnap_2013.06.16_14h46m29s_161enn wie jetzt in der Türkei Hunderte oder Tausende mit Tränengas oder Pfefferspray in Kontakt kommen, sei das Risiko hoch, dass Einzelne daran sterben könnten, sagt Hengstler. Vor allem Menschen mit Asthma seien gefährdet, denn Capsaicin reizt die Nervenendigungen. In der Folge führt das dazu, dass die Bronchien sich zusammenziehen. Das ist für Astmatiker problematisch, da ihre Atemwege ohnehin dazu neigen, sich zu verengen und die Muskeln darin leicht verkrampfen.

Langzeitstudien zu der Wirkung von Capsaicin gibt es laut Hengstler wenige. Es gebe jedoch Hinweise darauf, dass Capsaicin ein schwaches Mutagen sei. Es kann unter bestimmten Bedingungen das Erbmaterial ändern, in letzter Konsequenz also auch Krebs verursachen.

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Was Wasserwerfer gefährlich macht

Wasserwerfer enthalten teilweise ebenfalls chemische Beimischungen, wie das im Tränengas enthaltene CS oder Chloracetophenon. Somit können sie dieselben Symptome hervorrufen. Zudem ist der Strahl der Wasserwerfer extrem stark. Unter hohem Druck schießt das Wasser aus den Fahrzeugen. Die, die der Strahl trifft, kann er umhauen. Wenn er auf das Gesicht trifft, kann er Augenlider und sogar die Netzhaut zerreißen.

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Veröffentlicht am 19. Juni 2013 in Gesundheit, Politik, Welt und mit , , , , , , , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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