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Gesundheitliche Gefahren von Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfern
„Wie gefährlich sind Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfer?
Einen wirksamen Schutz gegen das Reizgas bilden Atemmasken. Wer die Chemikalie abbekommen hat, kann nur abwarten, bis die Symptome abklingen und die Augen mit klarem Wasser ausspülen, sagt Jan Hengstler, Professor für Systemtoxikologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund.
Tränengas darf legal eingesetzt werden – auch in Deutschland
Nach dem Chemiewaffenübereinkommen der Vereinten Nationen von 1992 dürfen Polizeikräfte Tränengas zur „Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung“ und „innerstaatlichen Bekämpfung von Unruhen“ einsetzen – das ist in der Türkei legal, aber auch in Deutschland.
Einsatz von Pfefferspray ist bedenklich
Langzeitstudien zu der Wirkung von Capsaicin gibt es laut Hengstler wenige. Es gebe jedoch Hinweise darauf, dass Capsaicin ein schwaches Mutagen sei. Es kann unter bestimmten Bedingungen das Erbmaterial ändern, in letzter Konsequenz also auch Krebs verursachen.
Was Wasserwerfer gefährlich macht
Wasserwerfer enthalten teilweise ebenfalls chemische Beimischungen, wie das im Tränengas enthaltene CS oder Chloracetophenon. Somit können sie dieselben Symptome hervorrufen. Zudem ist der Strahl der Wasserwerfer extrem stark. Unter hohem Druck schießt das Wasser aus den Fahrzeugen. Die, die der Strahl trifft, kann er umhauen. Wenn er auf das Gesicht trifft, kann er Augenlider und sogar die Netzhaut zerreißen.
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Protest gegen Erdogan: Türkei geht das Tränengas aus – Massive Kritik am Tränengaseinsatz
Bei den Demonstrationen der vergangenen drei Wochen hat die Polizei 130 000 Patronen mit Reizgas verschossen, wie eine türkische Zeitung berichtet. Es sei nun geplant, kurzfristig 100 000 Patronen Tränengas und Pfefferspray zu beschaffen, um die Bestände aufzufüllen, berichtete die Zeitung „Milliyet“. Als Teil einer Ausschreibung sollten zudem 60 Wasserwerfer beschafft werde.
Der massive Einsatz von Tränengas gegen Demonstranten ist international als unverhältnismäßig kritisiert worden. Zudem wird verurteilt, die Polizei habe gezielt und auf kurze Distanz direkt auf Demonstranten geschossen und Tränengasgewehre damit praktisch wie scharfe Waffen eingesetzt.In der Nacht zum Mittwoch kam es in Eskisehir zu stundenlangen Zusammenstößen, berichteten Aktivisten im Internet. Die Polizei habe von Demonstranten errichtete Barrikaden geräumt und ihre Wasserwerfer auch auf Wohnungen gerichtet, in die sich Demonstranten geflüchtet hätten. In der etwa 600 000 Einwohner zählenden Stadt gab es in den vergangenen Wochen mehrfach Demonstrationen gegen die Regierung.
Auf dem zentralen Taksim-Platz in Istanbul waren bis in die Nacht mehrere hundert schweigende Menschen versammelt, wie Augenzeugen sagten. Sie protestierten gegen die aus ihrer Sicht autoritäre Regierung und die Polizeigewalt der vergangenen Tage. Am Mittwoch standen weiter einige Menschen aus Protest still. Ein türkischer Choreograph hatte in der Nacht zum Dienstag als „Stehender Mann“ stundenlang auf dem Taksim-Platz verharrt und damit die neue Protestform initiiert.
Die landesweite Protestwelle hatte sich an der brutalen Räumung eines Camps von Demonstranten im Gezi-Park in unmittelbarer Nachbarschaft des Taksim-Platzes entzündet, das am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal geräumt wurde. Die Regierung plant dort den Nachbau einer osmanischen Kaserne mit Wohnungen, Geschäften oder einem Museum.“